Während öffentlich sichtbare Werbung großteils beliebig ist und es heißt, „dass man sie eh nicht anschauen muss“, ist digitale Werbung oft an die eigenen Interessen angepasst und unmittelbar neben oder über den Inhalten, die man eigentlich sehen will.
Digitale Werbung ist aus mehreren Gründen problematisch:
Datensammlung und Privatsphäre
Um digitale Werbung effizienter zu machen, wird sie meist personalisiert: Automatisch werden Daten von nahezu allen mit dem Internet verbundenen Geräten (Smartphones, Smartwatch, Fitness-Tracker, Notebook, Fernseher, Auto, …) analysiert.1 Diese Daten werden mit jenen von Datenbrokern abgeglichen, um die am meisten Erfolg versprechende Anzeige binnen Sekundenbruchteilen, während eine Webseite lädt, zu zeigen. Die Funktionsweise ist komplex und intransparent:
Daten werden direkt von Apps, Homepages, sozialen Netzwerken usw., oder indirekt, etwa über Cookies gesammelt, und Datenprofile automatisch an viele, für Benutzer*innen unsichtbar bleibenden Firmen weiterverkauft. Nutzer:innen haben kaum Einblick, was mit ihren persönlichen Daten passiert, oder Einspruchsmöglichkeit gegen ihre Verwendung.2
Belegung von Bandbreite
Noch immer ärgert man sich nicht selten, dass das Internet so träge ist. Das liegt unter anderem auch daran, dass viel Bandbreite von Werbung belegt wird, und dadurch die Inhalte, die wir aufrufen möchten, langsamer geladen werden. Unser digitaler Fußabdruck3 ist bereits enorm, da global verteilte Serverfarmen energieintensiv sind und mitunter durch Kohle- und Atomstom betrieben werden. Durch digitale Werbung wird der Verbrauch ohne unser Zutun noch weiter vergrößert.
Allerdings halten wir den sekundären Effekt für bedenklicher: Den dadurch angeregten Konsum von Dingen, die wir eigentlich nicht brauchen.
Alternativen?
Digitale Werbung wird oft damit gerechtfertigt, dass Gratisangebote, etwa von Zeitungen online, an Nutzer*innen nur dadurch finanzierbar seien. Hier gilt es jedoch, „Gratis“-Geschäftsmodelle generell in Frage zu stellen. Der bekannte Spruch hat hier seine Gültigkeit: „Wenn Du nicht dafür zahlen musst, bist Du das Produkt“. Wieder selbst für Inhalte zu zahlen ist eine Lösung, die nicht nur individuell umgesetzt werden sollte: Eine Diskussion über die Finanzierung des gesamten Mediensektors ist notwendig.
Da es diese Option selten gibt (und teilweise auch hier, trotz Abo-Bezahlung gesammelt werden), als auch aus Gründen der Sicherheit und des Datenschutzes empfehlen wir, Werbeblocker für Computer und Smartphones zu installieren4. Dadurch wird Werbung noch blockiert, bevor wir sie sehen, oder bei manchen sogar Tracker, die unsere Daten sammeln wollen, davon abgehalten.
Weitere Tipps dazu, wie private Daten digital geschützt werden können, finden sich auf der Seite von epicenter.works5.
Quellen und weiterführende Seiten:
1 Die Funktionsweise im Detail: https://crackedlabs.org/dl/Studie_Digitale_Ueberwachung.pdf
2 Die DSGVO (DatenSchutzGrundVerOrdnung) hat in Europa manches etwas besser gemacht und eine nötige Zustimmung geschaffen. In der Praxis werden aber Daten manchmal schon ohne Zustimmung darüber gesammelt, oder Webseiten sind nur mit Zustimmung abrufbar. Siehe: https://fm4.orf.at/stories/3012604/
3 https://reset.org/knowledge/der-digitale-fussabdruck
4 https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung/bitte-keine-werbung-werbeblocker
5 https://epicenter.works/crypto
Illustration Seitenleiste: Lisi Pressl (Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0)